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Analdrüsensekret: Das Parfüm des Hundes

Auch hier gilt, weniger ist mehr 😉

Heute wollen wir uns mit einem delikaten Thema befassen: den Analdrüsen des Hundes. Diese befinden sich links und rechts am After und produzieren ein Sekret, welches die individuelle Duftnote des Hundes darstellt. Dieses Sekret wird beim Kotabsatz automatisch ausmassiert, verfeinert den Kot und dient zur Reviermarkierung. Wenn der Hund also „ausgeht“, stellt er dabei sicher, dass jeder weiß, dass er da war - riechen und gerochen werden ist hier das Motto.

Durch verschiedene Faktoren kann es jedoch zu einer Störung dieses Vorgangs kommen, sodass wir Tierärzte schließlich - häufiger als uns lieb ist - ins Spiel kommen. Damit sich der Inhalt des Analbeutels störungsfrei entleeren lässt, muss der Kot eine gewisse Konsistenz haben: nicht zu weich und nicht zu hart. Der Druck beim Absetzen des Kotes aktiviert die Abgabe des Sekrets. Eine gelegentliche Verstopfung oder ein einmaliger Durchfall ändert nichts an der Funktionalität der Drüse. Halten solche Probleme jedoch an, wird es eng. Im wahrsten Sinne des Wortes: es wird eng im Inneren der Analbeutel. Die Analdrüsen produzieren weiterhin ihr Sekret und geben es in die Analbeutel ab. Da sich diese jedoch nicht entleeren, weiten sie sich aus und entzünden sich. Ferner kann sich das Sekret durch die Ansammlung verfestigen, welches den Abtransport ebenfalls unmöglich macht. Wie man sich vorstellen kann, ist dies für den Hund sehr schmerzhaft und unangenehm.

Normalerweise sind die Analbeutel von außen nicht sichtbar. Durch den verursachten Stau jedoch können sich diese stark vergrößern, sodass nun Vorwölbungen beidseitig oder einseitig unter dem After zu sehen sind. Man kann es sich wie bei einem aufgepusteten Luftballon vorstellen: Meist empfindet der Hund dadurch einen starken Juckreiz, weswegen er anfängt „Schlittenzufahren“ oder sich ausgiebig zu belecken. Andere Hunde jagen plötzlich ihren Schwanz, haben Schmerzen beim Kotabsatz oder wollen sich nicht mehr hinsetzen. Mitunter zeigt der Hund aber auch keine Anzeichen.

Mit ein bisschen Glück können die Analbeutel an dieser Stelle noch manuell entleert und die Entzündung bekämpft werden. Häufig ist dieser Zustand jedoch schon so schmerzhaft, dass der Hund uns ohne Schmerzmittel und Entzündungshemmer gar nicht erst Zugang gewährt.

Wenn man jedoch Pech hat, hat sich bereits ein Abszess gebildet, der in einer sog. Analbeutelfistel mündet. Hierbei sucht sich das angestaute Sekret unweigerlich irgendwann einen Weg nach außen, da der Druck immer größer wird - wie ein aufgeplatzter Luftballon, wenn man zu viel Luft hineinbläst. Ist dies der Fall, kommt meist zusätzlich ein Antibiotikum zum Einsatz. Auch ein Halskragen darf nicht fehlen, da die meisten Hunde sonst unaufhörlich Schlecken würden.

Was kann man vorbeugend tun? Leider meist nicht allzu viel. Es ist leicht gesagt, dass man auf eine gute Kotkonsistenz achten soll, jedoch hat man darauf nicht immer ausreichend Einfluss. Außerdem kommt es mitunter vor, dass die Ausführungsgänge der Analbeutel so tief innen liegen, dass sich der Inhalt trotz einer guten Kotkonsistenz nicht automatisch ausmassieren lässt und man auch manuell geschickt den richtigen Winkel finden muss. Sollte ein Hund bereits einmal Probleme mit den Analdrüsen gehabt haben, empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle durch den Tierarzt. Hierbei wird je nach Befund entschieden, in welchen Intervallen der Hund vorgestellt werden soll.

Kann man als Hundehalter selbst die Analbeutel des Hundes entleeren?

Kann man, aber nur, wenn man es beherrscht. Wie alles im Leben, ist das Entleeren der Analbeutel eine Frage der Übung und dafür kein Doktortitel nötig. Möchte man hier als Hundehalter jedocheinschreiten? Nicht unbedingt. Um das Vertrauensverhältnis zwischen Halter und Hund nicht allzu sehr zu strapazieren, raten wir dazu, diese Aufgabe lieber an den Tierarzt abzugeben. Dieser kann vor allem den Füllungszustand, die Konsistenz und die anatomischen Verhältnisse adäquat einordnen.

Wenn sich euer Hund aus irgendeinem Grund mal so richtig erschreckt, kann es hierbei auch unbeabsichtigt dazu kommen, dass das Analdrüsensekret entleert wird - das ist dann übrigens der ultimative Test, ob ihr euren Hund auch wirklich gut riechen könnt! 😁

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden