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Katzenkrankheit oder Alterserscheinung?

- Wie viele Leben hat eine Katze wirklich?


Die Katzenbesitzer unter uns werden sich einig sein, dass Katzen generell sehr „eigene“ Tiere sind und von Haus aus ihre ganz eigenen Marotten mitbringen. Gleichermaßen treiben sie uns in den Wahnsinn und bringen uns zum Lachen. Mit zunehmendem Alter scheint genau dieser „Wahnsinn“ zuzunehmen, sodass man sich die Frage stellt: ist das noch normal?

In der heutigen Zeit mit fortschrittlichen medizinischen Möglichkeiten, gutem Futter und aufwändiger Pflege durch die Besitzer, erreichen Katzen in der Regel ein Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Etwa ab dem 10. Lebensjahr (dabei kommt es auf verschiedene Faktoren wie Rasse, Größe, usw. an) gelten sie als Senioren und die ersten Alterserscheinungen klopfen an. Manchmal ist es genau hier nicht ganz einfach zu unterscheiden, ob es sich um typisches Altern der Katze handelt oder um Alterserkrankungen.

Typische Alterserscheinungen von Katzen:

  • sie werden wählerischer in Bezug auf ihr Futter
  • sie werden fordernder, uns mitzuteilen, was sie möchten
  • feste Rhythmen sind ihnen heilig, Veränderungen sind nicht willkommen
  • sie schlafen mehr als früher und sind weniger bewegungsfreudig
  • ihre Sinne sind nicht mehr so geschärft wie einst: je weniger gut sie hören, desto lauter Maunzen sie beispielsweise
  • durch veränderte Stoffwechselprozesse wirkt das Fell stumpfer

Hinter diesen vermeintlichen Alterserscheinungen können sich aber gleichermaßen auch ernsthafte Katzenkrankheiten verbergen, die mit ähnlichen Symptomkomplexen einhergehen.

Auf meine Frage, wie sich denn das Trink- und Fressverhalten der Katze darstellt, höre ich oft: „Beim Fressen ist sie etwas wählerisch, aber trinken tut sie sehr gut. Da scheint alles in Ordnung zu sein“. Bei mir sind zu diesem Zeitpunkt aber die Ohren schon gespitzt, denn mäkeliges Fressen und übermäßiges Trinken können ein Hinweis auf ein Nierenversagen sein, in dessen Konsequenz es zu Übelkeit und ständigem Durst (durch Austrocknung des Körpers) kommt. Eine hohe Wasseraufnahme wird als sehr positiv angesehen, muss man doch normalerweise eher darum kämpfen, dass gnädiges Fräulein oder gnädiger Herr mal ein bisschen frisches Wasser aus dem Wasserhahn schleckert. Wenn man nicht plötzlich von Nass- auf Trockenfutter umgestellt hat und die Katze deshalb mehr Wasser aufnimmt, ist vermehrtes Trinken immer ein Alarmzeichen.

Viele Katzen leiden unter Bluthochdruck (in 80% der Fälle sekundär, also aufgrund einer anderen Grunderkrankung), welcher unbehandelt z.B. zu Blindheit führen kann. Die gute Nachricht ist, dass dieser Zustand meist reversibel ist. Wenn beispielsweise nur eine einseitige oder teilweise Schädigung des Auges vorliegt, kann das Tier weiterhin sehen und die Erkrankung bleibt unerkannt. Daher empfiehlt sich bei jeder Katze ab 11 Jahren alle 6-12 Monate eine Blutdruckmessung und ggf. auch eine spezielle Augenuntersuchung.
Einen kleinen Test könnt ihr auch zu Hause durchführen: lasst einen Wattebausch vor eurer Katze fallen. Schaut sie diesem nicht hinterher, ist es ein Zeichen dafür, dass sie nicht sehen kann, da sie sich hierbei nicht auf ihr Gehör verlassen kann. 90% aller Katzen zeigen röntgenologische Hinweise auf Gelenkprobleme – was nicht bedeutet, dass zwingend Symptome auftreten. Es verdeutlicht aber, dass Osteoarthrose durchaus ein präsentes Thema ist.
Bei Bewegungsunlust stellt sich also die Frage, ob wir es mit zunehmender, altersgerechter Gemütlichkeit zu tun haben oder ob die Bewegung mit Schmerzen einhergeht und daher vermieden wird. Typische Symptome wären z.B. das Vermeiden von Sprüngen, reduzierte Fellpflege, Aggressionspotential.

Übrigens, jegliche Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes kann zu einer Veränderung des Fell- und Pflegezustandes führen. Die Katzen werden mit stumpfem, fettigem und teils verfilztem Fell vorgestellt.

Fazit: Jede Veränderung, ob schleichend oder akut, ist ein Hinweis auf eine mögliche Erkrankung. Und was ist besser als Reaktion? Aktion!

Im Rahmen einer Impfung kommen die meisten Besitzer wie automatisch jährlich (je nach Impfstoff und Wirkdauer) zum „TÜV“. Die allgemeine Untersuchung wird dabei gern gesehen, wenn es jedoch in Richtung Vorsorgeuntersuchungen geht, merkt man, dass wir noch in einer Umbruchphase stecken und mit Unsicherheit reagiert wird. In unserem Job schwingt oft noch eine gewisse Skepsis mit, nach dem Motto „die wollen mir doch nur das Geld aus der Tasche ziehen“.
Fakt ist aber, dass mittels verschiedener Untersuchungen zusätzlich zum Allgemeincheck (beispielsweise Bestimmung von Blutparametern, Blutdruck und Urinstatus) bei Bedarf geeignete Maßnahmen getroffen werden können, um das Voranschreiten von Krankheiten zu verlangsamen und damit die Lebenserwartung unserer Katzen so gut es geht zu begünstigen.

Eine Katze hat bekannter Weise 7 Leben, zumindest laut Redensart. Katzen haben natürlich nur ein Leben, genau wie wir Menschen und genau das ist der Punkt: ein einziges Leben, welches wir positiv beeinflussen können, wenn wir offen für die uns gebotenen Möglichkeiten sind.

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden