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Modische Trends für die nasskalte Jahreszeit

Völliger Quatsch oder vielleicht doch ganz sinnvoll?

Der Winter hält Einzug und damit wird es langsam ungemütlich. Nicht nur wir Menschen shoppen online noch schnell einen passenden Wintermantel und wetterfeste Schuhe, um bei dem Schmuddelwetter gut ausgerüstet zu sein. Auch unsere Vierbeiner wechseln vom Sommer- zum Winterfell, welches robuster ist und vor Nässe und Kälte schützt. Die Unterwolle wird dichter und das sommerliche Deckhaar weniger.

Hier also der Knackpunkt: wenn ein dichtes Fell die Grundvoraussetzung zum Schutz vor Kälte ist, was machen dann die weniger gut behaarten Rassen? Ich denke uns ist allen klar, dass der aus dem kalten nördlichen Sibirien stammende Husky, der von Natur aus ein wasserabweisendes, wärmedämmendes Fell mitbringt, keinen Regenmantel oder Pullover braucht. Ein kleiner Chihuahua hingegen, der einst aus Mexiko eingewandert ist und daher mit kurzem und glattem Haar ausgestattet wurde, kann schnell in Not geraten. Gerade kleine Hunderassen, also jene tiefergelegten Exemplare, die bodennah agieren, neigen dazu, schnell zu frieren. Hinzu kommt, dass besonders die Bauchregion mitunter nur spärlich behaart und damit ungeschützt vor Nässe und Kälte ist.

Soweit so gut. Wie kommt es dann, dass z.B. eine Riesenrasse wie eine Deutsche Dogge oder auch andere große Rassen mitunter angezogen zu sehen sind? Weil es nicht nur auf die Größe das Tieres und die Beschaffenheit des Fells ankommt, sondern weitere Faktoren eine Rolle spielen.

Ältere Hunde, ganz gleich welcher Rasse, sind nicht so aktiv wie Junghunde und haben damit einen langsameren Stoffwechsel. So kann es kommen, dass sie sich aus eigenen Mitteln schwer warm halten können.
Bei kranken Hunden stell es sich ähnlich dar, ihr Körper ist bereits geschwächt und sollte vor dem Auskühlen geschützt werden.
Und auch große Hunde können ein sehr kurzes und glattes Fell haben und dies in der Kombination mit einem eher ruhigen Gemüt, kann ebenso dazu führen, dass sie schneller frieren.

Nachdem man nun bei seinem Individuum die Notwendigkeit der Kleidung verifiziert hat, gibt es ein paar Aspekte bei der Wahl des passenden Accessoires zu bedenken:

  • Hunde nutzen viele Mittel, um zu kommunizieren, wie z.B. das Bellen, die Ohren, die Rute und jetzt aufgepasst: auch das Fell. Da sie in gewissen Situationen die Nackenhaare aufstellen, sollte so viel wie möglich vom Fell zu sehen sein.
  • Die Schutzkleidung sollte einfach an- und auszuziehen sein, damit der Hund vorab keinen Stress oder negative Assoziationen mit der Klamotte hat. Gerade ältere Hunde haben oft Arthrose und könne daher bewegungseingeschränkt sein.
  • Hochwertige Materialen, die ebenjene Eigenschaften aufweisen, die der Hund nicht von Natur aus mitbringt: sie sollten wind- und wasserfest sein als auch atmungsaktiv, sodass der Hund zum einen gut geschützt ist und keine Reaktionen an der Haut ausgelöst werden.
  • Eine gute Passform ist das A und O. Großzügige Beinausschnitte helfen dabei, dass der Hund sich uneingeschränkt bewegen kann.
  • Der Stoff an sich sollte keine zu lauten Geräusche produzieren, sonst kann es den Hund stören.
  • Reflektoren an der Kleidung sind sehr hilfreich, falls ihr euren Hund auch ohne Leine in der Dunkelheit laufen lasst (gerade bei solchen mit selektiver Taubheit gegenüber dem Besitzer ist es ein hilfreiches Gadget).

Last but not least: der Style. Ein Thema, bei dem die Gemüter oft hochkochen.
Regelrecht geächtet werden die „typischen“ Chihuahua Frauchen, die ihre Lieblingen in pinke mit Strasssteinen verzierte Capes hüllen. Darf eine Hundeklamotte überhaupt modisch sein?

Ganz ehrlich? Why not!

Solange man sich an die oben genannten Aspekte der Funktionalität hält, es den Hund nicht in irgendeiner Weise belästigt (z.B. durch Geräusche) oder bei der Bewegung einschränkt, kann ich getrost etwas nach meinem Geschmack auswählen. Schließlich kommt die Kleidung in den meisten Fällen nicht ganz kostengünstig daher, also sollte es nicht verwerflich sein, wenn ich den in meinen Augen schönsten Hund der Welt mit einem ebenso schönen Pullover ausstatte. Über Geschmack lässt sich natürlich streiten. Aber als ich eine Zeit lang in den Genuss kam, eine Chihuahua-Hundemama zu sein, ist mein Herz fast übergesprungen, meinen niedlichen Hund, der sowieso angezogen werden musste, auch noch so stylisch zu sehen. Natürlich gibt es Dinge, die wichtiger sind als die Optik, aber es schadet doch auch nicht, wenn einem das, wofür man das Geld ausgegeben hat, am Ende auch gefällt.

Trägt euer Hund bei (nass)kaltem Wetter ein Cape?

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden