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Ein kleiner Schwenk aus dem Alltag…

- Ein Blick hinter die Kulissen

Heute plaudert Tierärztin Steffi aus dem Nähkästchen und lässt euch hinter die Kulissen der Tierarztpraxis Am Wilden Mann blicken.

"Ich denke ihr alle könnt euch in etwa vorstellen, wie ein typischer Tag in einer Tierarztpraxis aussieht: es kommen gesunde oder kranke Tiere zur Vorsorge oder Behandlung, wir kümmern uns um ihre Anliegen und sie gehen wieder nach Hause. Doch was muss eigentlich im Hintergrund alles organisiert werden, damit so ein Unternehmen auch funktioniert?

Hier unterscheiden wir uns nicht wesentlich von anderen Unternehmen:

Als erstes ist es wichtig, dass ein gutes Team zusammengestellt wird und die Besetzung nach Möglichkeit jederzeit ausreichend ist. Es muss also ein Dienstplan erstellt werden, der verschiedene Bereiche inkl. eines Schichtdienstes abdeckt – einmal für die TFAs und einmal für die Tierärzte. Zusätzlich muss gerade bei einem großen Team rechtzeitig ein Urlaubsplan erstellt werden und entsprechende Vertretungen organisiert werden. In unserem Fall muss der Urlaub bis Ende des Jahres eingereicht werden, damit sich keine zu großen Überschneidungen ergeben.

Bei Krankheiten oder anderen Ausfällen muss umdisponiert werden und ich kann euch gleich sagen, in Zeiten von Corona ist das eine absolute Katastrophe. :-D Unser Beruf kommt ohnehin mit wenig Ordnung daher, da man vorher nie weiß, wie so ein Tag ablaufen wird – gute Planung hin oder her. Wenn dann aber noch diverse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen und Corona auch gern zwei Mal anklopft, ist das Chaos komplett.

Genau aus diesem Grund ist es wichtig, ein Team mit einer guten Einstellung im Sinne von „Einer für alle und alle für einen“ zu haben, das sich gegenseitig hilft und unterstützt. Damit dieser Teamgeist auch erhalten bleibt, sind Teammeetings ein wichtiges Thema. Wie man sich vorstellen kann, sind sich nicht immer alle in allen Belangen einig, daher sind regelmäßige Treffen wichtig, um gemeinsam zu entscheiden, auf welche Vorgehensweise wir uns einigen wollen. Auch gibt es manchmal Änderungen, wie in diesem Jahr eine Anpassung der Tierärztlichen Apothekenverordnung. Daraus ergeben sich Änderungen für uns und wir müssen eruieren, was wir zukünftig beachten müssen. Aber auch für generelle innerteamliche Abläufe sind diese Zusammenkünfte wichtig, so kann man evaluieren, was in dem Zeitraum gut lief oder wo noch Handlungsbedarf besteht. Meist ist die Motivation nach so einem Gespräch auch wieder besser, weil man sich austauschen konnte und Lösungen gefunden wurden.

Nun will ich aber ganz ehrlich sein, die meiste Zeit hat man das Gefühl, nur irgendwelche Feuer zu löschen und gar nicht so richtig hinterherzukommen. Zumindest in der jetzigen Zeit, in der so große Themen wie Corona und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine so ein belastendes Thema sind. Beide Themen haben unmittelbare Auswirkungen auf unseren Berufsstand. Während der Pandemie hatten viele Besitzer sehr viel mehr Zeit für ihre Tiere oder haben sich ein Haustier zugelegt, während es für uns gleichzeitig unglaublich aufwändig wurde, die Versorgung zu gewährleisten mit all den zusätzlichen und ungewohnten Regeln.

Im Zuge des Krieges gibt es immens viel Tierleid und auch hier sind wir Ansprechpartner. Der Mensch ist ja eigentlich ein Gewohnheitstier und wenn zu vieles durcheinander gerät, bricht schnell eine innere Unruhe und auch eine gewisse Unzufriedenheit aus. Man muss also ständig im Blick haben, welche Abläufe optimiert werden können und müssen und an welchen Punkten vielleicht ein komplettes Umdenken stattfinden muss.

Da eine Person unmöglich alles allein organisieren kann, hat bei uns im Team jede Person ein Aufgabengebiet, für das sie zuständig ist, sodass es immer einen festen Ansprechpartner gibt. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Medikamente und Verbrauchsmaterialien jederzeit ausreichend da sind, Impferinnerungen müssen auf den Weg geschickt werden, OP- Aufklärungen erfolgen, das Wartezimmer muss einen guten Auftritt als ersten Eindruck für die Kunden haben, Social Media will gepflegt werden, die Geräte müssen gewartet werden und im Falle eines Ausfalls muss für Ersatz gesorgt werden. Um nur einen kleinen Einblick zu geben.

Schön wäre, wenn man von Anfang an wüsste, wie der Hase läuft. So ein Unternehmen wächst aber und mit der Zeit lernt man mehr und mehr dazu, nicht zuletzt aus seinen Fehlern und das macht das ganze sicher auch so interessant und vielfältig. Eines ist sicher, Langeweile kommt definitiv nicht auf und man hat tatsächlich die Chance, über sich hinaus zu wachsen, weil man viele schwierige Situationen meistern muss.

Wenn ich also nochmal bei Null anfangen müsste oder könnte, würde ich sicher vieles anders machen. Jedoch bin ich mir sicher, dass ich trotzdem Fehler machen würde und es am Ende gar nicht so einen großen Unterschied machen würde. Die Kundschaft, die wir gewinnen oder gewonnen haben, sind genau diejenigen, die zu uns passen und die uns auch unsere kleineren Unzulänglichkeiten verzeihen.

Wir stecken jeden Tag unser Herzblut in die Ausübung unseres Berufes und das ist, was zählt."